Antifaschismus

Nazi-Schmierereien - Fragen und Antworten

Wie du vielleicht schon mitbekommen hast, gab es in den letzten Semestern wieder mehrere Fälle radikal rechter bzw. faschistischer & nazistischer Schmierereien vor allem auf Toiletten am HU-Campus Mitte.
   
Um die Aufmerksamkeit für rechte Schmierereien und Vorfälle auf dem Campus zu erhöhen, haben wir im Folgenden einige häufig gestellte Fragen und Antworten zusammengestellt. Diese sollen helfen, die Situation besser einzuschätzen und zu verstehen, wie Studis darauf reagieren können.

Hallo Du, schön dass du hier bist!

Wie du vielleicht schon mitbekommen hast, gab es in den letzten Semestern wieder mehrere Fälle radikal rechter bzw. faschistischer & nazistischer Schmierereien vor allem auf Toiletten am HU-Campus Mitte. Den Link zur ursprünglichen Meldung zusammen mit einem Statement des RefRats findest du hier:
https://www.refrat.de/article/news.nazi-schmierereien.html.
   
Um die Aufmerksamkeit für rechte Schmierereien und Vorfälle auf dem Campus zu erhöhen, haben wir im Folgenden einige häufig gestellte Fragen und Antworten zusammengestellt. Diese sollen helfen, die Situation besser einzuschätzen und zu verstehen, wie Studis darauf reagieren können. 
 
1. Warum passiert so etwas an unserer Uni?
 
Die Aneignung öffentlicher Räume bzw. die verstärkte Anwesenheit darin ist eines der zentralen Ziele vieler faschistischer Gruppen in Deutschland. Dies zeigt sich in den letzten Jahren unter anderem auch über die große Menge rechter Inhalte auf Medienplattformen wie Instagram oder TikTok, aber lässt sich auch an anderen Orten so beobachten. Nicht nur nutzen Faschos soziale Medien zur massiven Verbreitung von Propaganda und Selbstinszenierungen, sondern auch die Straße, um ihre rechte Hetze durch Sticker, Schmierereien und körperliche Aggressionen zu verbreiten. Ein wichtiger Teil dieser Strategie ist die gleichzeitige Einschüchterung politischer Gegner*innen, welche diesem Vorhaben entgegenstehen. Diese Angriffe betreffen auch pauschal Menschen, die allein durch ihre Identität oder Lebensweise Rechten ein Dorn im Auge sind, z.B. Queers, Geflüchtete oder Ausländer*innen im Allgemein.

Allerdings gibt es zwei mögliche Erklärungen, warum es gerade in der letzten Zeit zu einer Häufung der Schmierereien gekommen ist:
    
1) Aktuelle politische Entwicklungen

Politikwissenschaftlich lässt sich in den letzten Jahren eine Verschärfung des öffentlichen Diskurs feststellen. Insbesondere anti-demokratische, rechtspopulistische und menschenfeindliche, finden sich, wie zahlreiche Studien zeigen, mittlerweile auch in der 
Mitte der Gesellschaft.  Die offene Verbreitung von rassistischem bis hin zu offen faschistischem Gedankengut wird dadurch sowohl im öffentlichen Diskurs als auch in universitären Kontexten keine Seltenheit mehr. Diese Entwicklung zeigt sich in Berlin unter anderem in der dramatisch gestiegenen Anzahl an Angriffen auf linke Gruppen und Projekte in der letzten Zeit, wie etwa der Übergriff und die Bedrohungen gegen das OAT Hohenschönhausen, der gescheiterte Neonaziangriff auf die LaRage-Party oder der Angriff auf den Fischladen am „Herrentag“.
 
2) Die Universität als Feindbild

Ein beliebtes Bild rechtsradikaler Propaganda ist das der Uni als ein von „linken Kräften“ beherrschter Raum, an dem diese keine andere Meinung außer der eigenen zulassen würden - gleichzeitig richten sich politische Angriffe von rechts in der Regel gegen Forschende & Lehrende sowie ganze Fachbereiche (z.B. Gender Studies oder islamische Theologie), deren Inhalte nicht in ihr nationalistisches, heteronormatives und allgemein menschenfeindliches Weltbild passen.
Des Weiteren stören sich Nazis und Faschos an den über lange Zeit gewachsenen solidarischen und basisdemokratischen Strukturen der organisierten Studierendenschaft, mit ihrem zumeist antifaschistischen Selbstverständnis. Auch aus diesem Grund sind Unis, gerade solche mit zentraler Lage wie die HU, immer wieder Ziele für Angriffe auch von außerhalb.
  
 
2. Worum handelt es sich genau?
 
*Content Note: Eine Dokumentation der Vorfälle liegt uns in Form von Fotos vor. Da wir jedoch deren Inhalte, welche potentiell Menschen (re)-traumatisieren könnten, nicht reproduzieren wollen verzichten wir hier auf eine Veröffentlichung von Bildern. 

Seitdem das Referat für Antifaschismus in Zusammenarbeit mit dem Berliner Register rechte Vorfälle dokumentiert, werden uns immer wieder verschiedenartige Schmierereien gemeldet, 2024 fanden sich jedoch vor allem solche eines bestimmten Typs. Nicht alle, aber zumindest einige lassen aufgrund der Schrift & des Stiftes auf eine*n wiederkehrende*n Täter*in schließen.
Die Schmierereien finden sich fast ausschließlich auf öffentlich zugänglichen Toiletten der HU, jedoch zumeist in von innen verschließbaren Kabinen. Betroffen waren in letzter Zeit davon das Hauptgebäude, das Grimm-Zentrum und einzelne Instituts- bzw. Fakultätsgebäude, namentlich die für Gender Studies, Biologie, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften sowie Jura am Campus Mitte und Nord.

Es handelt sich hierbei meist um Schriften und Symbole, die ein geschlossen rassistisches und menschenverachtendes Weltbild beinhalten. Neben der diskriminierenden Sprache enthalten diese teils auch konkrete Mordaufrufe gegen ganze Menschengruppen.


3. Wie verhalte ich mich, wenn ich etwas beobachte?

Sollte es zu persönlichen Beobachtungen kommen, dann erstmalig abfotografieren und so schnell wie es geht, das Antifa-Referat über die Situation informieren. Dafür kann man gerne eine Mail an antifa@refrat-hu.berlin.de schreiben.

Im besten Fall wendet ihr euch auch an die
technische Abteilung (TA) oder den Wachschutz, deren Aufgabe unter anderem die Entfernung von Schmierereien ist. Die Störungshotline der TA ist täglich von 7-15:00 unter 030 2093-99999 erreichbar. Der Wachschutz hat darüber hinaus ein 24h-Notfallnummer geschaltet unter 030 2093-2416.

Was kann ich sonst tun? 
Auch wenn das Informieren bereits einiges geleistet hat, kann man sich auch noch weiter engagieren, indem man in Vorlesungen über die Geschehnisse redet, um Studierende aufmerksam zu machen und um weitere Beobachtungen zu bitten. Außerdem kann man selbst Infoblätter austeilen, beim Plakatieren helfen und aufmerksamer auf dem Campus werden. 

Weiterhin bieten wir für Studierende der HU im Rahmen der kostenlosen Beratungen des Studentischen Sozialberatungssystem (SSBS) spezifische Beratungsangebote. 


Danke für eure antifaschistische Aufmerksamkeit!
Euer Referat für Antifaschismus

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  • erstellt:15.07.25, 16:33
  • geändert:15.07.25, 16:39