Pressemitteilung: Rechtswidrige Zulassungsverfahren zum Wintersemester 20/21 - zusätzliche massive Benachteiligung ausländischer Studierender durch uni-assist!

In der Sitzung des Akademischen Senats am 15.09.2020, wurde von Seiten der Humboldt-Universität mitgeteilt, dass sich die Bewerbungsverfahren, die über den Verein uni-assist abgewickelt werden und vor allem Studienbewerber_innen mit ausländischen Abschlüssen betreffen, für das Wintersemester 20/21 massiv verzögern werden.

Zur vollständigen Pressemitteilung.


Beschluss im Verfahren gegen Uni-Assist

Seit vielen Jahren kritisieren wir den rassistischen Verein Uni-Assist, der von Hochschulen für Studienplatzbewerbungen herangezogen wird. Seit 2013 haben wir mit Hilfe des StuPas der HUB ein Gerichtsverfahren gegen Uni-Assist unterstützt, das nun – im November 2018 - abgeschlossen wurde.

Das Urteil  (Aktenzeichen OVG 5 N 3.16) ist insofern positiv für Studienbewerber_innen, als dass das Gericht deutlich macht, dass auch Bewerber_innen ohne deutsche Hochschulzugangsberechtigung die reguläre Bewerbung frei stehe und im Falle einer Ablehnung dagegen geklagt werden könne. Das Urteil macht deutlich, dass die Aufgaben, die an Uni-Assist aus welchen Gründen auch immer ausgelagert werden, durchaus Aufgaben der Hochschulen sind und von ihnen auch übernommen werden könnten – ganz ohne diskriminierende Gebühren!

Was ist uni-assist?

Was uni-assist ist und warum Uni-Assist abgeschafft werden muss, haben frühere LuSt-Referent_innen anschaulich dargestellt. Hier ein Text von 2013:

68 Euro. So viel kostet eine Bewerbung an der Humboldt-Universität. Gut, nicht für alle. So viel kostet eine Bewerbung an der Humboldt-Universität, wenn Bewerber_innen keine deutsche Hochschulzugangberechtigung (HZB, zum Beispiel Abitur) haben und nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Natürlich verringert sich dieser Preis, wenn die Bewerber_innen EU-Staatsbürgerschaft besitzen - auf 43 Euro. Diese Preise gelten, wenn Bewerber_innen sich nur an einer Hochschule bewerben wollen. Jede weitere Bewerbung kostet 15 Euro. Wenn sie sich also an der HU, FU und TU für einen Bachelor bewerben, zahlen sie 98 beziehungsweise 73 Euro. Das, was vielen als wenig erscheinen kann, ist für viele ausländische Bewerber_innen, die sowieso schon vor anderen Problemen stehen, eine weitere große Hürde. Deutsche Staatsbürger_innen und Bildungsinländer_innen sind von diesen Kosten befreit.

Das Ganze läuft über einen privaten Verein namens Uni-Assist. Er wurde 2003 gegründet, unter anderem von der Humboldt-Universität, und ist nichts anderes als ein Weg für die teilnehmenden Universitäten, ihre Aufgaben bei der Zulassung abzugeben; und das an einen Verein, der selber nicht viel anderes tut, als auf Tabellen zu schauen und zu überprüfen, ob Schulen tatsächlich existieren. Übersetzung und Beglaubigung von Zeugnissen, zum Beispiel, müssen die Bewerber_innen sonst wo machen lassen und dafür nochmal zahlen. Das kann bei einer Übersetzung wiederum schon mit 60 Euro zu Buche schlagen. Was die Bewerbung jetzt schon 158, bzw. 133 Euro kosten lässt. Porto,  Visum, Reisekosten für etwaige Vorstellungsgespräche und andere Sachen sind natürlich nicht mit inbegriffen.

Was macht dann der Verein überhaupt? Das Beste, was man über diesen Verein sagen kann, ist, dass er seine Aufgaben inkompetent wahrnimmt. Unterlagen gehen verloren oder werden erst nach Ablauf der Fristen an die Unis weitergeleitet, er bietet nur telefonische Beratungen an, Nachfragen werden meist nur an die Unis weiterleitet, die sie wiederum zurück zu Uni-Assist leiten etc.
An der Humboldt-Universität zahlen also ausländische Bewerber_innen extra für ein Zulassungsverfahren, das nichts bietet als Kopfschmerzen und Diskriminierung. Ein Verfahren in dem mindestens jede vierte Bewerbung an Vorprüfungen scheitert. Nach Zahlen, die im Akademischen Senat genannt wurden, ist das sogar für ungefähr jede Zweite Bewerbung an der HUB der Fall. Dieses Zulassungssystem, das zwischen Ausländer_innen und Inländer_innen unterscheidet und erstere eindeutig benachteiligt, ist diskriminierend. Wir reden hier von rassistischen Strukturen, die dafür sorgen, dass der Zugang zum Studium in Deutschland für diese Bewerber_innen erschwert, bzw. zu einem unübersichtlichen Glücksspiel wird und ihnen von Anfang an klar macht, dass sie in diesem Land unerwünscht sind. Es zielt darauf ab, dass „wir“ unter „uns“ bleiben können. Es ist eine Schikane, der viele Studierende sich unterziehen müssen um hierher zu kommen, und die dafür sorgt, dass noch viele mehr draußen bleiben. Dass so ein System sich inzwischen auf 146 deutsche Hochschulen erstreckt, ist erschreckend. Es gehört abgeschafft. Ein erster Schritt wäre, wenn die Leitung der HUB sich endlich dazu bringen könnte, den Vertrag zu kündigen und aus dem Verein auszutreten.

  • geändert:29.09.20, 12:54