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Pressemitteilung: Antisemitische Vorfälle an der HU

Der ReferentInnenrat hat von Studierenden aus dem ersten Semester erfahren müssen, dass in einer inoffiziellen WhatsApp-Lerngruppe des Studiengangs Biologie antisemitische und holocaustrelativierende Sticker geteilt wurden. Diese machen sich bspw. über das Holocaustopfer Anne Frank lustig und zeigen Adolf Hitler. Trotz dieser eindeutig menschenverachtenden Inhalte, die von immerhin drei Studierenden geteilt wurden, gab es von Seiten der insgesamt 27 Gruppenteilnehmer nur zwei Personen, die diesen Vorfall kritisierten. Weder wurden die drei KommilitonInnen zur Rede gestellt, noch aus der Gruppe ausgeschlossen.


In einem anschließenden Gespräch mit den Studierenden, die sich gegen diesen Hass ausgesprochen hatten, wurde ferner bekannt, dass sich diese antisemitischen und holocaustrelativierenden Vorkommnisse nicht allein auf die WhatsApp-Gruppe beschränken. So kam es auch im Oktober bei einem Kennlerntreffen in einem Park zu einem antisemitischen Vorfall. Als eine Studentin einem Mitglied der WhatsApp-Gruppe, das zu den Verbreitern der Nazi-Propaganda zählte, gegenüber erwähnte, dass sie aus Tel Aviv kommt, hat dieser sie obsessiv mit seiner „Israelkritik“ bedrängt, in der er zugleich das Existenzrecht des jüdischen Staates verneinte. Dazu kamen den Nationalsozialismus relativierende Äußerungen. So sagte er unter anderem, dass er diesen nicht hassen könne, da sein Großvater einst Nazi gewesen ist. Auf den mehrfachen Hinweis seiner Gesprächspartnerin, nicht über das Thema mit ihm sprechen zu wollen, weil sie aus einer Familie von Holocaust-Überlebenden stammt, reagierte er nicht. Das Gegenteil war der Fall - nach einer Präsenzübung an der Universität sprach dieselbe Person anderen KommilitonInnen
gegenüber von der ihrer Meinung nach notwendigen Bewaffnung der deutschen Bevölkerung und betonte, nachdem eine Zuhörerin ihre Angst angesichts dieser Aussagen zum Ausdruck brachte, wie gut er selbst schießen könne.

Dazu äußert sich der Referent für Antifaschismus, Henri Armke, wie folgt: „Es ist erschreckend, wie derartige Nazi-Propaganda weitgehend unwidersprochen in universitären Kontexten verbreitet werden kann. Die Reihe an bedrohlichen antisemitischen Vorfällen und die ausbleibenden Reaktionen der Verantwortlichen an der Universität, sind ein Armutszeugnis.“ Es bedarf dringende Solidarität mit den Opfern antisemitischer Taten. Es hat sich gezeigt, dass bisherige Strukturen nicht ausreichend waren, um eine angemessene Beratung und Dokumentation in solchen Fällen zu gewährleisten. Deshalb hat das Studierendenparlament am 10.12.20 die Einrichtung der bundesweit ersten Antisemitismusberatung an einer Hochschule beschlossen. Wir möchten ein niedrigschwelliges Beratungsangebot für von Antisemitismus betroffene Studierende schaffen. Wir halten es angesichts des immer weiter zunehmenden Antisemitismus für eine dringende Notwendigkeit, mit den Betroffenen solidarisch zu sein und ihnen beratend zur Seite zu stehen.

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  • erstellt:18.01.21, 11:43
  • geändert:18.01.21, 11:43