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Solidarität mit dem AStA der Universität Osnabrück!

Auf den Erstibeuteln des AStA der Universität Osnabrück ist dieses Wintersemester zu lesen "Für Deutschland keinen Finger krumm, 20 Semester Minimum". Ein harmloser Witz auf Kosten der, für viele Studis unrealistischen, Regelstudienzeit, sollte man meinen. Einige (neo)liberale und konservative Hochschulgruppen sahen das anders und in diesem Spruch eher einen "antideutschen, linksextremen" Slogan, der sogar zum Anlass genommen wurde, die Abschaffung des AStA zu fordern.[1]

Wir solidarisieren uns ausdrücklich mit dem AStA der Uni Osnabrück!

Obwohl diese unbegründete Forderung der Jungen Union nicht ernst genommen werden sollte, scheint sich derzeit der Trend abzuzeichnen Studierendenvertretungen aus den absurdesten Gründen anzugreifen und deren Legitimität in Frage zu stellen. Das erleben wir derzeit in einem geradezu abenteuerlichen Ausmaß selbst.[2]

Wir teilen die Einschätzung des AStA über Regelstudienzeiten, Studienfinanzierung sowie zu der Studierendenvertretungen obliegenden Verantwortung, zur politischen Meinungsbildung Studierender beizutragen.[3] Regelstudienzeiten sind gesetzliche Verpflichtungen für Hochschulen, nicht für Studierende. Sie verpflichten Hochschulen dazu, ihre Studiengänge so zu gestalten, dass sie innerhalb einer bestimmten Zeit studier- und abschließbar sind. Sie sollten daher für Studierende eher einen Richtwert darstellen, als eine Verpflichtung. Leider suggerieren idealtypische Studienverlaufspläne, sie müssten eingehalten werden. Und leider richten sich viele Studienfinanzierungsmöglichkeiten, wie Studienkredite, Stipendien, Hilfskraftstellen und das Bafög nach der Regelstudienzeit. Hieraus resultiert ein Leistungsdruck, der  Studierenden nur geringen Spielraum lässt, ihr Studium über die Regelstudienzeiten hinaus zu gestalten; ein Leistungsdruck, der Studierende mit Migrationsgeschichte und nichtakademischer sozialer Herkunft nachweislich strukturell benachteiligt; ein Leistungsdruck, der der häufigste Grund für einen Studienabbruch ist[4].

Dabei sind freie Gestaltungsmöglichkeiten die Grundlage eines humanistischen Bildungsideals, wie es beispielsweise die HU so gerne propagiert; sie sind die Grundlage für politisches Engagement und damit Vorraussetzung für eine demokratische Universität; und sie könnten die Grundlage sein, für eine diversere Universität, die ihren gesellschaftlichen Bildungsauftrag ernst nimmt, statt ihn der Verwertbarkeit und Regelstudienzeiten zu unterwerfen.

In diesem Sinne schließen wir uns dem AStA der Uni Osnabrück an und fordern: Für Deutschland keinen Finger krumm, 20 Semester Minimum!


[2] Uns betrifft dieses Thema ganz aktuell, weil nicht nur die AfD-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhaus Namenslisten von AStA-Referent_innen fordert, sondern auch weil unsere eigene Unileitung diese Forderung aktiv mit einer Auskunftsklage vor dem Verwaltungegericht unterstützt, versucht unsere Satzung zu ändern, die Beschlüsse des StuPas zu kassieren und die Rechtmäßigkeit von Fachschaftsinitiativen in Frage stellt um nur einen groben Überblick darüber zu bieten, wohin sich das entwickeln kann. Einen zusammenfassenden Überblick, gibt es hier: http://www.refrat.de/article/offenerbrief.brief.html
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  • erstellt:06.11.18, 18:39
  • geändert:09.11.18, 16:33